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Der Mythos, dass Betroffene zu Tätern werden

Als junge Studentin beschloss ich, dass ich nicht gerne Golf spielte. Ich lernte, dass Golf eigentlich für „Gentlemen Only Ladies Forbidden“ (Übersetzung: Nur Herren, Damen verboten) stand, der meinen Hass für diesen Sport versiegelte. Ich schimpfte jahrelang gegen Golf und das sexistische Akronym dahinter.

Bloß, stimmte es gar nicht. Ich habe vor ein paar Wochen gelernt, dass es ein weit verbreiteter Mythos ist, etwas, das wiederholt wird, weil es wahr zu sein scheint, obwohl es das nicht ist.

Das ist relativ harmlos im Vergleich zu einigen Mythen – wie dem, dass die meisten Täter von sexuellem Kindesmissbrauch einst selbst missbraucht wurden. Mit anderen Worten, dass ein betroffenes Kind mit höherer Wahrscheinlichkeit selbst zum Täter wird, wenn es erwachsen ist.

Natürlich gibt es Sexualstraftäter, die als Kinder missbraucht wurden, aber dies ist nicht so häufig der Fall, wie die meisten Menschen, sogar Therapeuten, glauben. In ihrem Buch Predators (Täter) spricht Anna C. Salter darüber, dass die meisten Männer, die wegen sexuellem Kindesmissbrauch angeklagt sind, einfach sagen, dass sie in ihrer Kindheit missbraucht wurden, weil ihnen das mehr Mitgefühl sichert. In Wirklichkeit waren weniger als 10% von ihnen betroffen.

Was bedeutet das also für dich als Elternteil?

01
Wenn dein Kind sexuell missbraucht wurde, bedeutet das NICHT, dass es zu einem Täter heranwachsen wird, vor allem nicht, wenn dein Kind die Hilfe und Fürsorge bekommt, die es braucht, nachdem der Missbrauch aufgedeckt wurde.
02
Betroffene von sexuellem Kindesmissbrauch leiden unter diesem Stigma. Zusätzlich zu dem Trauma, das sie erlebt haben, müssen sie nun befürchten, dass sie als Erwachsene jemandem genauso schaden werden, wie es ihnen widerfahren ist.
03
Wenn du über einen Täter oder eine Täterin von sexuellem Kindesmissbrauch liest, nimm nicht gleich an, dass er oder sie als Kind missbraucht wurde. Die Wahrheit ist, dass wir nicht wirklich wissen, warum Menschen zu Sexualstraftätern werden, aber wir wissen, dass es nicht nur daran liegt, ob sie als Kind sexuell missbraucht wurden oder nicht.
Manche Mythen sind harmlos, wie der Aberglaube, dass du dir eine Erkältung holst, wenn du mit nassen Haaren aus dem Haus gehst. Andere können viel mehr Schaden anrichten. Stelle sicher, dass du keine Annahmen über die Betroffenen in deinem Leben machst oder verbreitest. Dasselbe gilt natürlich auch für die Täter, von denen du vielleicht hörst. Hier sind acht weitere Mythen über sexuellen Kindesmissbrauch, die du wissen solltest.