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PRÄVENTIONS-RESSOURCEN:

Unterstützung

Schaffe einen sicheren Raum für dein Kind, in dem es lernen kann, seine Emotionen zu empfinden und zu regulieren, Selbstvertrauen und Resilienz zu entwickeln und zu wissen, dass es einen Platz hat.
Als Elternteil weißt du sicherlich, wie schwierig es sein kann, mit starken Emotionen umzugehen. Enttäuschung, Verlust, Vorfreude, Aufregung oder Wut können für erwachsene Menschen eine Herausforderung sein. Du kannst also verstehen und dich vielleicht sogar daran erinnern, wie überwältigend diese Gefühle für ein Kind oder einen Jugendlichen sein können. Gleichzeitig versuchst du vielleicht, deine eigenen gesünderen Wege zu finden, um auf Gefühle und Emotionen zu reagieren, auch auf solche, die durch das niedliche oder auch nicht so niedliche Verhalten deines Kindes ausgelöst werden. Du kannst mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, wie du auf Emotionen reagierst, wenn sie aufkommen, vor allem wenn sie das Ergebnis einer stressigen oder schwierigen Situation sind. Du wirst nicht immer positiv reagieren, und das ist auch in Ordnung! Diese „nicht ganz so guten“ Momente können auch für dein Kind eine gute Lernmöglichkeit sein.

Beim Unterstützen geht es darum, deinem Kind zu helfen, Höhen und Tiefen zu bewältigen, ihm zu helfen, seine Gefühle zu identifizieren und zu benennen, und ihm einen sicheren Raum zu bieten, indem es seine Gedanken und Gefühle mitteilen kann.

Die folgenden Tipps, können dir helfen dein Kind besser zu unterstützen:

EMOTIONSREGULATION
Sei ein Beispiel dafür, wie eine gesunde emotionale Regulierung aussieht und gib deinem Kind ein Vokabular an die Hand, mit dem es seine eigenen Gefühle erkennen und zum Ausdruck bringen kann.
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BEWÄLTIGUNGSSTRATEGIEN
Hilf deinem Kind, Wege zu finden, mit starken Emotionen umzugehen, und fördere gesunde Bewältigungsstrategien.
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SELBSTVERTRAUEN FÖRDERN
Baue das Selbstvertrauen deines Kindes auf, indem du es - bewusst und konsequent - an sein Wachstum, sein Potenzial, seinen Erfolg und seinen Wert erinnerst und ihm deine bedingungslose Liebe zeigst.
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SCHAM VERSTEHEN & SELBSTMITGEFÜHL LEHREN
Verstehe, wie sich Scham auf die Selbsteinschätzung deines Kindes auswirken kann und lehre es Selbstmitgefühl, um negativen Selbstgesprächen entgegenzuwirken.
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Wie hängt emotionale Stabilität mit der Prävention sexuellen Missbrauchs zusammen?

Die Fähigkeit, mit starken Emotionen umzugehen, auch Emotionsregulation, genannt, kann dazu beitragen, dass dein Kind in der Lage ist, gesunde und hilfreiche Beziehungen aufzubauen und zu pflegen. Es überrascht nicht, dass Kinder, die das Gefühl haben, mit ihren Emotionen umgehen zu können, sich auch eher als selbstbewusst und zufrieden bewerten. Überraschend ist jedoch, dass die Emotionsregulation einen Einfluss auf die Anfälligkeit eines Kindes für sexuellen Missbrauch haben kann. Anhaltende Einsamkeit, psychische Krankheiten oder Scham können das Selbstvertrauen deines Kindes untergraben, so dass es anfälliger dafür wird, auf andere Weise missbraucht oder ausgebeutet zu werden, sich eher auf risikoreiche Verhaltensweisen, einzulassen und seltener das Gefühl hat, dass es in der Lage ist, seine Situation zu verbessern oder Grund hat, um Hilfe zu bitten.

SELBSTMITGEFÜHL

Selbstmitgefühl ist ein wichtiger Bestandteil der Emotionsregulierung. Die Fähigkeit, eine Emotion zu empfinden, sich aber nicht von ihr mitreißen zu lassen, ermöglicht es einem, zu verhindern, dass man emotional „feststeckt“. Wenn wir uns erlauben, eine Emotion zu empfinden - selbst, wenn sie unangenehm ist oder Unbehagen verursacht - ohne Scham oder Schuldgefühle und mit Mitgefühl für unser eigenes Leiden, erlauben wir uns, menschlich zu sein und unsere Unvollkommenheit zu akzeptieren. Das öffnet einem nicht nur die Tür zur Empathie für sich selbst, sondern auch für andere, die wir als Menschen erkennen, die ebenso Fehler machen, Schwächen haben und anfällig für Schmerz, Einsamkeit und andere Herausforderungen sind.

EMPATHIE

Die Entwicklung von Empathie ist unter Fachleuten, die mit Kindern und Familien arbeiten, zu einem Schwerpunkt der Diskussion und Forschung geworden. Viele Schulen weltweit unterrichten soziale und emotionale Lerninhalte in ihren Klassenzimmern, da die heutige Jugend von einer psychischen Gesundheitskrise betroffen ist. Jeder der fünf Schwerpunktbereiche des sozialemotionalen Lernens umfasst eine Komponente der Empathie und der Überlegung, wie die Handlungen einer Person das Wohlbefinden einer anderen Person beeinflussen können.

RISIKOREICHE VERHALTENSWEISEN REDUZIEREN

Mit dem Ziel vor Augen, Empathie bei Kindern zu entwickeln, ist es der perfekte Zeitpunkt, um darüber nachzudenken, dass impulsive Verhaltensweisen aus dem Wunsch heraus entstehen können, starke Gefühle zu betäuben oder abzulenken. Mit anderen Worten: Ein Kind, auch dein Kind, verhält sich vielleicht auf eine Art und Weise, die nicht zu ihm passt, wenn es sich von Gefühlen überwältigt fühlt, mit denen es nicht umzugehen weiß. Wenn diese überwältigenden Gefühle dazu führen, dass ein Kind das Gefühl hat die Kontrolle zu verlieren, kann es versuchen, sein Leben so zu gestalten, dass es glaubt, es kontrollieren zu können, indem es zu Drogen, Mobbing oder anderen asozialen oder risikoreichen Verhaltensweisen greift.

Dies kann sich auch darin äußern, dass ein Kind oder ein Jugendlicher einem anderen Kind sexuellen Schaden zufügt, was für beide Kinder schädliche und langfristige Auswirkungen haben kann, vor allem aber für das Kind, auf das die Tat verübt wurde. Forschungen zeigen, dass in mehr als der Hälfte der gemeldeten Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch das betroffene Kind von einem anderen Minderjährigen missbraucht wurde. Auch aus diesem Grund setzen wir uns dafür ein, Kindern Empathie beizubringen, vor allem in Verbindung mit den Prinzipien des Einverständnisses. Unser Ziel ist es, dass mit einem besseren Verständnis und der Bereitschaft, Empathie zu üben und die Grenzen und Wünsche eines anderen zu respektieren, weniger sexuelle Übergriffe auf die Handlungen eines anderen Kindes oder Minderjährigen zurückzuführen sind.

Deinem Kind dabei zu helfen, seine Emotionen zu regulieren, ist etwas, das Zeit braucht und das du nicht allein schaffen musst. Dein Kind lernt Bewältigungsstrategien durch die Beobachtung anderer vertrauenswürdiger Erwachsener, durch die Interaktion mit Geschwistern und beim Spielen mit Freunden. Du kannst sogar mit einem Therapeuten zusammenarbeiten, der deinem Kind beim Erlernen von Bewältigungsstrategien hilft und ein zusätzliches Ventil für den Austausch und die Verarbeitung bietet. Deine Bereitschaft, über das emotionale Wohlbefinden deines Kindes zu sprechen, dich um es zu kümmern und für es einzutreten, kann stark dazu beitragen, dass es dich als eine vertrauenswürdige Stütze sieht.

Wie kann ich meinem Kind beibringen, wie es mit seinen Emotionen am besten umgehen kann?

Emotionsregulation ist uns nicht in die Wiege gelegt. Babys sind darauf angewiesen, dass ihre Bezugspersonen sie trösten und beruhigen, manchmal durch die Erfüllung physischer Bedürfnisse, manchmal durch beruhigende Berührungen oder beruhigende Geräusche. Wenn Babys zu Kleinkindern und dann zu älteren Kindern heranwachsen, lernen sie, sich selbst zu beruhigen und zu entspannen, indem sie z.B. eine Decke an ihre Nasenspitze reiben, ihr Haar um ihre Finger wickeln oder sich hin und her wiegen. Mit der Zeit müssen sie zusätzliche Strategien entwickeln, um mit stärkeren Emotionen umzugehen, und du wirst ein zentraler Teil dieses Lernprozesses sein.

Der Gedanke, ein Vorbild in der Emotionsregulation für deine Kinder zu sein, kann sich überwältigend anfühlen, und du bist nicht allein, wenn dir das gerade durch den Kopf geht. An dieser Stelle ist es vielleicht hilfreich auf das Selbstmitgefühl zurückzukommen und dich daran zu erinnern, dass wir alle Fehler machen werden - vielleicht sogar viele Fehler - und dass ist Teil der menschlichen Erfahrung. Deine eigene Menschlichkeit ist eine großartige Gelegenheit, deinem Kind zu zeigen, wie Selbstmitgefühl aussieht, wie man sich entschuldigt, wenn es nötig ist, und wie man den Kurs korrigiert, wenn man merkt, dass man sich auf eine Weise verhält, die nicht mit den eigenen Werten übereinstimmt.

RAD DER EMOTIONEN

Zu lernen mit Emotionen umzugehen, erfordert Geduld und Übung - sowohl für dich als auch für dein Kind. Ein guter Anfang ist es, die Emotionen zu benennen, die dein Kind gerade empfindet. Unser Rad der Emotionen kann deinem Kind dabei helfen, Worte zu finden, um seine Gefühle zu beschreiben.

Du kannst dein Kind dazu aufrufen, die Emotion (oder Emotionen) zu benennen, die dem, was es gerade erlebt, am nächsten kommt. Hilf deinem Kind anschließend zu erkennen, wie sich die Emotion(en) in seinem Körper bemerkbar machen. Vielleicht fühlt es sich zittrig, bekommt rote Wangen, hat Herzrasen oder Schmetterlinge im Bauch. Du kannst ihm helfen zu verstehen, wie sich die Emotion auf sein Körpergefühl auswirkt. Atmet dann gemeinsam drei Mal tief durch und nehmt wahr, wie sich der Körper nach den Atemzügen anfühlt. Es kann für ein Kind sehr ermutigend sein, wenn es versteht, dass es Einfluss auf die physiologischen Reaktionen seines Körpers auf Emotionen hat. Und wenn du ihnen dabei hilfst, ihre Gefühle besser zu verstehen und wahrzunehmen, wirst du dir vielleicht auch deiner eigenen Gefühle etwas bewusster.

RAD DER EMOTIONEN Aktivität
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AKTIVITÄTEN ZUM GEFÜHLSAUSDRUCK

Viele Kinder sind kreativ und drücken ihre Gefühle gerne durch Bewegung oder Kunst aus.
BEWEGUNG
Bewegung ist für alle Altersgruppen von Vorteil und kann eine gute Möglichkeit sein, Gefühle zu verarbeiten. Aber nicht jede Bewegung muss mit Sport oder Fitness zu tun haben. Nutze das Rad der Emotionen (siehe oben) als Anregung für eine Tanzparty, bei der ihr gemeinsam eine ganze Minute lang einen fröhlichen Tanz, dann einen traurigen Tanz, einen wütenden Tanz und schließlich einen ruhigen Tanz tanzt. Diese Art von Bewegung ist nicht nur gut für den Körper, sondern vermittelt deinem Kind auch, dass es in Ordnung ist, Gefühle zu empfinden, und dass es großartige Möglichkeiten gibt, Gefühle zu verarbeiten, ohne dabei etwas Zerstörerisches oder Verletzendes zu tun.
KUNST
Auch der künstlerische Ausdruck durch Malen, Zeichnen oder durch die Musik kann eine gute Möglichkeit sein, Emotionen zu erkennen und zu verarbeiten. Vielleicht macht es dir und deinem Kind Spaß, Linien zu zeichnen oder zu malen, um darzustellen, wie sich Wut oder Begeisterung anfühlen. Wenn dein Kind ein Instrument spielt, kann es feststellen, dass es sich kathartisch fühlt, wenn es Teile eines Liedes auf die Art und Weise spielt, wie es sich innerlich fühlt. Manche Erwachsene hämmern immer noch auf dem Klavier herum, wenn sie frustriert sind, was ihnen hilft ihre Emotionen zu verarbeiten.

ACHTSAMKEIT

Wir sind große Befürworter der Achtsamkeit, vor allem wenn es darum geht mit Neugier seine Emotionen zu erforschen. Die Achtsamkeit ist in der Tat ein wichtiger Bestandteil unserer Dienste und Ressourcen für erwachsene Betroffene, um die langfristigen Folgen von sexuellem Missbrauch in der Kindheit aufzuarbeiten). Die Achtsamkeit wird kontinuierlich erforscht, und es gibt eine Fülle von überzeugenden Beweisen für ihre positiven Auswirkungen auf das körperliche und geistige Wohlbefinden. Vielleicht findest du diese Achtsamkeitsübungen für Kinder hilfreich, die meisten kannst du zu jederzeit und überall anwenden. Praktiziere sie gemeinsam mit deinem Kind, so fühlt ihr euch vielleicht beide mehr mit dem gegenwärtigen Moment und miteinander verbunden.

Wie kann ich meinem Kind helfen, selbstbewusster zu sein?

Es passiert so schnell - Eben noch tanzt und singt dein Kind hemmungslos herum, weil es keine Vorstellung davon hat, dass jemand seine Stimme, seine Tanzschritte oder sonst etwas an ihm kritisiert und im nächsten Moment kommt es untröstlich und niedergeschlagen von der Schule zurück, weil die beste Freundin eine fiese Bemerkung über ihre neue Brille gemacht hat. Wo früher Selbstvertrauen herrschte, wird dir jetzt bewusst, dass du deinem Kind helfen musst, seinen inneren Wert wiederzuentdecken und zu bewahren.

Das Gefühl, leistungsfähig zu sein und Unterstützung von anderen zu bekommen, kann Selbstvertrauen schaffen. Es ist schwierig, deine Fähigkeiten oder dein Potenzial einzuschätzen, wenn du davon überzeugt bist, dass diese Fähigkeiten nicht existieren. Du weißt wahrscheinlich, wovon wir sprechen, denn geringes Selbstvertrauen ist nicht nur eine Kinderkrankheit; auch wir Erwachsenen haben Probleme damit, an uns selbst zu glauben. Wenn du dir Sorgen machst, dass das Selbstvertrauen deines Kindes anhaltend abnimmt, gibt es Dinge, die du tun kannst, um es zu stärken.ii

01

MACH ES VOR

Dein Kind kann sehen und hören, was du über dich selbst denkst. Lass sie sehen, wie du neue Aufgaben oder Hobbys übernimmst, neue Leute triffst oder neue Dinge lernst. Es ist nicht so, dass du deine Ängste nicht teilen willst, während du persönlich Fortschritte machst und dich anpasst. Ehrlich über deine Probleme zu sprechen, ist ein Teil des Prozesses, indem du Selbstmitgefühl vorlebst - aber du solltest dich bemühen, dich nicht auf deine Ängste zu fixieren. Wenn dein Kind sieht, dass du trotz Herausforderungen und Misserfolgen an deinen Erfolg glaubst, vermittelt es ihm eine starke Botschaft.

02

ERLAUBE FEHLER

Die Angst vor dem Versagen kann ein Kind davon abhalten, es überhaupt zu versuchen. Sorge in deiner Familie für ein Umfeld, in dem Fehler etwas sind, aus dem dein Kind lernen kann. Der verschüttete Orangensaft kann eine Gelegenheit sein, zu lernen, wie man einen Lappen benutzt; der Streit unter den Geschwistern kann eine Chance sein, darüber zu sprechen, wie sie sich in zukünftigen Situationen besser austauschen könnten; die Beule im Auto kann eine Gelegenheit sein, dass dein Jugendlicher mit dir zusammen im Garten arbeitet, um die Kosten für die Reparatur abzuarbeiten. Was auch immer der Fehler ist, wichtig ist, dass die Vergangenheit nicht im Mittelpunkt steht, sondern dass sie ein Katalysator des persönlichen Wachstums ist.

03

GLEICHGEWICHT ZWISCHEN HERAUSFORDERUNGEN UND ERFOLGEN

Entweder hat dein Kind eine Leidenschaft für etwas bestimmtes, in dem es gut ist oder es springt von einer Sache zur nächsten, ohne sich genug Zeit zu geben, seine Fähigkeiten und Talente zu entwickeln. Es zahlt sich aus, wenn du deinem Kind die Möglichkeit gibst, etwas zu tun, was es gut kann. Wenn sie sich an etwas Neues herantrauen und du sie ermutigst, unterstützt und lobst, kann das ihr Selbstvertrauen stärken. Eine ausgewogene Kombination aus beidem stärkt die Idee, dass es toll ist, etwas gut zu können, und dass es ebenso toll ist, etwas Neues auszuprobieren - auch wenn es ihm oder ihr nicht leichtfällt.

04

ZÄHLE AUF BEITRÄGE

Vielleicht hast du als Erwachsener schon bemerkt, dass ein Gefühl der Sinnhaftigkeit Zufriedenheit, Freude und Wohlbefinden einhergeht. Dasselbe gilt auch für Kinder. Das Gefühl, erwünscht zu sein, gebraucht zu werden und wertgeschätzt zu werden, kann ihr Vertrauen in das, was sie selbst beitragen können und wie sie andere positiv beeinflussen können, stärken. Du kannst dieses Gefühl des Selbstbewusstseins fördern, indem du deinem Kind Aufgaben im Haushalt zuweist und es belohnst, wenn es diese Aufgaben erledigt hat. Wenn dein Kind das Gefühl hat, dass sein Beitrag wichtig ist und andere auf ihn zählen, hat es nicht nur mehr Selbstvertrauen in seine Fähigkeiten, sondern ist auch motivierter, diese Fähigkeiten zu nutzen und zu stärken.

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ZUHÖREN

Eine sehr effektive Methode, deinem Kind das Gefühl zu geben, geliebt, geschätzt und gesehen zu werden, ist, ihm zuzuhören. Wenn es das Gefühl hat, dass du ihm wirklich zuhörst und dich dafür interessierst, was es zu sagen hat, dann wird es sich sicherer fühlen, dass seine Stimme Gewicht hat. Du könntest dein Kind z.B. auffordern, seine Meinung zu Familienentscheidungen zu äußern, wie z.B. die Grenzen der Internetnutzung im Haushalt. Wenn du deinem Kind diese Möglichkeiten bietest, vermittelst du ihm die Botschaft: „Du hast wichtigen Input und deine Meinung ist uns wichtig.“ Indem du deinem Kind aktiv zuhörst, baust du Vertrauen auf und vermittelst ihm, dass es mit jedem Anliegen zu dir kommen kann, ganz gleich, um welches Thema es sich handelt. Mit diesem Vertrauen, nicht nur in seine eigene Stimme, sondern auch in dich als vertrauenswürdige Quelle der Unterstützung, wird dein Kind mit größerer Wahrscheinlichkeit um Hilfe bitten, selbst wenn es sich schämt oder unter Druck gesetzt wurde, zu schweigen.

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VERBRINGE QUALITY TIME MIT DEINEM KIND

Die Chancen stehen gut, dass dein Kind - wenn auch unbewusst - weiß, wie viel du zu tun hast und wie wichtig deine Zeit für dich ist. Wenn du dich regelmäßig um gemeinsame Aktivitäten mit deinem Kind bemühst, vermittelst du ihm, dass die Zeit, die du mit ihm verbringst, wertvoll ist. Das gilt vor allem dann, wenn du diese Zeit auf die besonderen Hobbys und Interessen deines Kindes abstimmst und ihm damit zeigst, dass das, was ihm wichtig ist, auch dir wichtig ist. Egal, ob du eine Radtour machst, die Bücherei besuchst, ein Puzzle löst oder das Lieblingsvideospiel oder -sport deines Kindes spielst, die gemeinsame Zeit zeigt deinem Kind, dass es deine Zeit, deine Aufmerksamkeit und dein Interesse verdient hat.

Wie hängt Scham mit sexuellem Kindesmissbrauch zusammen?

Emotionsregulation und mehr Selbstvertrauen können deinem Kind auch dabei helfen, eine der schwierigsten Emotionen zu bewältigen, die wir alle erleben - Scham. Scham ist ein tiefes Gefühl der Unwürdigkeit für die eigene Existenz.iii Wenn wir uns schämen, können wir eine Reihe von Symptomen erleben, wie z.B. Gefühle der Wertlosigkeit und des Versagens, negative Selbsteinschätzung und den Wunsch, uns vor anderen zu verbergen oder zu isolieren. Scham kann sich sogar körperlich auswirken und Schmerzen, Übelkeit oder andere belastende Empfindungen in unserem Körper hervorrufen. Vielleicht verspüren wir den Drang, unterzutauchen, uns klein zu machen oder im Boden zu versinken.

Wenn man bedenkt, wie intensiv und lähmend sich Scham manchmal anfühlen kann, ist es verständlich, dass sich ein Kind von diesem Gefühl überfordert fühlen kann oder darin „feststeckt“. Ohne die richtigen Hilfsmittel und Unterstützung, um mit diesen Gefühlen umzugehen, kann ein Kind, das ständig Schamgefühle erlebt, anfälliger für andere Gefahren werden, z.B. für sexuellen Kindesmissbrauch.

Leider sind Scham und sexueller Kindesmissbrauch oft miteinander verwoben. Das liegt daran, dass Scham sowohl ein Risikofaktor als auch ein mögliches Ergebnis eines solchen Missbrauchs ist. Wenn ein Täter oder eine Täterin beispielsweise merkt, dass ein Kind häufig Schamgefühle hat, kann er oder sie versuchen sich dem Kind anzunähern indem er oder sie ihm Erleichterung, Trost oder eine Flucht vor der Scham und anderen belastenden Gefühlen bietet. Ein Täter oder eine Täterin kann auch die Scham des Kindes ausnutzen, um es dazu zu bringen, über den Missbrauch zu schweigen. Sie können die Scham des Kindes mit Aussagen wie „Niemand wird dir glauben“, „Sie werden denken, dass es deine Schuld war“ oder „Deine Eltern werden noch enttäuschter von dir sein, als sie es ohnehin schon sind“ verstärken. Das Kind kann auch versuchen, sich einen Reim darauf zu machen, warum jemand ihm wehgetan hat, indem es die Lücken mit Schlussfolgerungen wie „Ich bin es nicht wert, beschützt zu werden“, „Ich habe das irgendwie provoziert“ oder „Ich verdiene nur diese Art von Zuneigung“ füllt.

DER URSPRUNG DER SCHAM

So gewaltig und schmerzhaft das Gefühl der Scham auch sein mag, kann die Linderung des Schamgefühls deines Kindes nicht nur das Risiko für Übergriffe verringern, sondern es auch bestärken, zu dir zu kommen, falls etwas passiert ist. Was kannst du also tun, um die Schamgefühle deines Kindes zu lindern? Zuallererst kann es hilfreich sein, zu verstehen, woher Scham kommt und wie sie uns beeinflusst. Wie die Emotionsregulation ist auch die Scham nicht etwas, mit dem man geboren wird. Vielmehr ist es etwas, das man durch den Umgang mit anderen Menschen lernt.

Laut dem Forscher und Arzt Gabor Maté entsteht Scham oft zuerst, wenn ein Elternteil sein Kind ausschimpft oder diszipliniert. Diese Interaktion kann in einem Moment der Panik stattfinden, wenn du dein Kind vor unmittelbarem Schaden schützen willst. Stell dir vor, dein Kind greift nach einer heißen Herdplatte oder rennt mitten auf eine hektische Straße zu. In solchen Momenten schreist du vielleicht, packst es am Arm, verlangst, dass es dir zuhört, und zeigst Gefühle großer Verzweiflung. Diese Reaktionen sind natürlich ja sogar notwendig, um die Gefahr zu signalisieren. Doch so gerechtfertigt diese Reaktionen auch sind, dein Kind schämt sich vielleicht dafür. Es mag nicht ganz verstehen, warum du so aufgebracht warst. Um die Lücken zu füllen, könnte es zu dem Schluss kommen, dass sie selbst der Grund sind und nicht ihr Handeln. Es könnte denken: „Ich bin schlecht“, anstatt „Ich habe etwas Schlechtes getan“.

SCHAMGEFÜHLE VERRINGERN

Es ist wichtig, dass wir hier kurz innehalten und uns ein paar Dinge vor Augen halten. Erstens: Du bist auch nur ein Mensch und gibst dein Bestes. Kein Elternteil kann immer ruhig, gelassen und achtsam auf jede Situation reagieren, egal wie viele Atemtechniken man übt. Zweitens sind diese Interaktionen zwischen Eltern und Kind natürlich, unvermeidlich und passieren jedem Elternteil. Es ist unmöglich, ein Kind großzuziehen, ohne dass es diese Momente der missglückten Kommunikation und der fehlenden Bindung gibt.

Die gute Nachricht ist, dass du diese Scham durch Wiedergutmachung im Anschluss an diese negativen Interaktionen erheblich reduzieren oder lindern kannst „Wiedergutmachung“ bezieht sich in diesem Zusammenhang auf die Maßnahmen, die du ergreifst, um dein gekränktes Kind wieder aufzubauen. Dazu gehört in der Regel, dass du dir Zeit und Raum nimmst, um dich selbst zu beruhigen, und anschließend mit deinem Kind darüber sprichst, was passiert ist. In solchen Gesprächen kannst du deine großen Emotionen zugeben und mit deinem Kind in aller Ruhe besprechen, warum du so reagiert hast, wie du es getan hast. Du könntest zugeben, dass du einen Fehler gemacht hast und dich für dein Verhalten entschuldigen. In anderen Fällen könntest du klarstellen, dass du dich über die Handlungen deines Kindes geärgert hast, nicht über seine Person. Diese Klarstellungen tragen dazu bei, dass dein Kind versteht: „Ich habe etwas falsch gemacht“ und nicht: „Ich bin schlecht“. Wie Kristin Neff, eine führende Expertin im Bereich Selbstmitgefühl, es ausdrückt:

„Der Schlüssel zu einer mitfühlenden Reaktion auf die Fehlverhalten unserer Kinder liegt darin, sich auf ihr Verhalten zu konzentrieren und nicht auf ihren allgemeinen Charakter. Du solltest betonen, dass wir nicht durch unsere Fehler und Mängel definiert werden, sondern dass wir uns alle in einem ständigen Lernprozess befinden.“ iv
—Kristin Neff
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Wie auch immer die Situation aussieht, Eltern sollten es nicht ihren Kindern überlassen, die zwischenmenschliche Brücke zu reparieren nachdem sie eingebrochen ist. Das Kind wird sonst wahrscheinlich die Scham verinnerlichen, die mit der Zeit immer mehr zunimmt und durch zukünftige Interaktionen verstärkt wird. Stattdessen ist es deine Aufgabe als Elternteil, die Nacharbeit zu leisten und Gespräche zu führen, um die Brücke wieder aufzubauen. Auf diese Weise wird die Scham deines Kindes verringert, da es versteht, dass es nicht von Natur aus ein schlechter Mensch ist. Es verlässt das Gespräch mit einem beruhigenden Gefühl, und dem Wissen, dass es immer deine Liebe und Unterstützung hat, auch wenn es Fehler macht.

Nicht nur dein Kind fühlt sich durch diese Momente der Verbundenheit gestärkt. Als Elternteil kann es ermutigend sein zu wissen, dass du diese zwischenmenschlichen Unterbrechungen zwar nicht kontrollieren oder verhindern kannst, aber du kannst deinen Beitrag zur anschließenden Wiedergutmachung leisten - eine Wiedergutmachung, die die Scham verringert, das Vertrauen stärkt, die Kommunikation fördert und deinem Kind beibringt, dass Fehler nichts daran ändern, wie sehr es geliebt und wertgeschätzt wird.

Deinem Kind Selbstmitgefühl lehren

Apropos geliebt und wertgeschätzt fühlen: Eine weitere fantastische Möglichkeit, wie du die Scham deines Kindes verringern kannst, ist, sein Selbstmitgefühl zu fördern. Selbstmitgefühl bedeutet, dass du dich so liebst und wertschätzt, wie du bist. Nicht so, wie du in einem Monat sein wirst oder wie du sein wirst, wenn du alle deine Jahresvorsätze erreicht hast. Vielmehr bedeutet Selbstmitgefühl, dass es in Ordnung ist, deine Schwächen und Defizite anzuerkennen, denn Leiden und Unvollkommenheit sind Teil der menschlichen Erfahrung. Wenn sich das alles ein bisschen entmutigend anfühlt, ist das nicht schlimm. Selbstmitgefühl kann manchmal schwierig oder sogar unmöglich erscheinen, vor allem, wenn man bedenkt, wie schnell man mit sich selbst unzufrieden sein kann. Zudem ist dein innerer Kritiker nur allzu gern bereit, dich auf all die Dinge aufmerksam zu machen, die du falsch machst und in denen du versagst. Selbstmitgefühl hingegen bedeutet, dass du dir selbst die Güte, die Wärme und das Einfühlungsvermögen entgegenbringst, das du einem Freund oder einer Freundin an deiner Stelle entgegenbringen würdest.

LIEBEVOLLE GEDANKEN

Selbstmitgefühl wird oft als das Gegenmittel für die Scham beschrieben. Wenn du dich regelmäßig in Selbstmitgefühl übst, kannst du Gedanken der Selbstverurteilung und des Urteils („Ich bin ein Versager“, „Es ist unmöglich, mich zu lieben“) leichter in liebevolle und verständnisvolle Gedanken umlenken („Ich hatte einen wirklich schweren Tag und gebe mein Bestes“, „Alle Eltern verlieren die Nerven und sagen Dinge, die sie nicht so meinen“). Die Fähigkeit, deine Erfahrungen durch eine mitfühlende Sichtweise zu betrachten, ist nicht nur eine wertvolle Eigenschaft für dich, sondern auch für dein Kind. Wenn Kinder Selbstmitgefühl haben, fühlen sie sich mehr verbunden, unterstützt und ausgeglichen. Sie entwickeln ein größeres Vertrauen in sich selbst und ihre Fähigkeiten. Tatsächlich gibt es viele Überschneidungen, wenn es darum geht, das Selbstvertrauen deines Kindes zu stärken und sein Selbstmitgefühl zu fördern. Viele Schritte sind identisch, vor allem wenn es darum geht, Verhalten vorzuleben und Fehler zuzulassen (sowohl bei dir als auch bei deinem Kind).

RESILIENCE

Mit Selbstmitgefühl kann dein Kind besser erkennen, dass es in Ordnung ist, Fehler zu machen und aus diesen zu lernen. Sie sehen Fehler als genau das, was sie sind - als Chance, sich weiterzuentwickeln, und nicht als Beweis dafür, dass sie ein schlechter Mensch oder zum Scheitern verurteilt sind. Kinder, die an ihre Fähigkeit glauben, schwierige Situationen zu meistern und das Beste daraus zu machen oder aus ihnen zu lernen, sind resilienter, d.h. sie können sich von Herausforderungen oder Enttäuschungen erholen und weitermachen. Das heißt nicht, dass sie die Enttäuschung oder das Gewicht der Herausforderung nicht empfinden, aber sie sind zuversichtlich, dass sie aus ihr lernen können und es in Zukunft besser machen werden. Dieses Wachstumsdenken (ein Begriff der Psychologin Carol Dweck) wird umso leichter, wenn dein Kind sieht, dass du das Gleiche tust: deine Fehler anerkennen, Mitgefühl für diese Fehler aufbringst und deine Fähigkeit anerkennst, aus ihnen zu wachsen.

GEMEINSAME MENSCHLICHKEIT

Abgesehen davon, dass du Selbstmitgefühl vorlebst und Fehler zulässt, ist eine weitere gute Möglichkeit, das Selbstmitgefühl deines Kindes zu fördern, dass du ihm etwas über die allgemeine Menschlichkeit beibringst. Wenn du dich schämst, hast du oft Gedanken wie: „Allen anderen geht es gut, nur ich habe damit zu kämpfen“ oder „Warum kann ich nicht so glücklich sein wie alle anderen?“ Diese Gedanken können bewirken, dass du dich abgetrennt, isoliert und einsam fühlst. Gemeinsame Menschlichkeit hingegen ermutigt dich zu erkennen, wie deine individuellen Erfahrungen mit den Erfahrungen anderer zusammenhängen. Es hilft dir zu erkennen, dass du nicht allein bist - dass Leiden, Versagen und Unvollkommenheit Teil der gemeinsamen menschlichen Erfahrung sind. Wenn du diese Erkenntnis hast, fühlst du dich nicht nur mit anderen verbunden, sondern hast auch mehr Mitgefühl für deine eigenen Mühen.

Sich selbst daran zu erinnern, dass jeder jeder leidet, klingt einfach, aber du kannst dir wahrscheinlich vorstellen, dass dieses Denkmuster nicht für jeden selbstverständlich ist, besonders nicht für Kinder. Schließlich sehen sich Kinder mit ihren sich noch entwickelnden Gehirnen oft als das Zentrum des Universums. In Kombination mit ihrer unglaublichen Fähigkeit im Selbstmitleid zu baden, kann das dazu führen, dass sich jeder Kummer oder jede Sorge katastrophal anfühlt. Ein peinlicher Moment in der Schule fühlt sich an wie das Ende der Welt. Und ein schlechter Tag ist nicht einfach nur ein schlechter Tag, sondern der denkbar schlechteste Tag, den man je hatte.

Wenn dein Kind eine Herausforderung oder Schwierigkeit erlebt, ist seine erste Reaktion wahrscheinlich: „Niemand sonst weiß, was ich durchmache. So etwas Schlimmes ist außer mir noch nie jemandem passiert.“ In diesen Momenten kannst du deinem Kind Menschlichkeit beibringen. Ohne seine Sorgen herunterzuspielen oder abzuwerten, kannst du ihm erklären, dass es nicht allein ist, dass viele andere genau wissen, wie es ihm geht, und dass das, was es durchmacht, zum Menschsein gehört. Eine weitere wundervolle Tatsache der gemeinsamen Menschlichkeit ist, dass sie das Mitgefühl deines Kindes nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere stärkt. Dies steht im Zusammenhang mit der oben beschriebenen Stärkung der Emotionsregulation und Empathie.

Wenn du dein Kind beruhigst, tröstest, ihm Mitgefühl entgegenbringst und ihm vorlebst, wie man Emotionen erlebt und bewältigt, wirst du wahrscheinlich eine stärkere Verbindung zu deinem Kind spüren. Und genau diese Verbindung und dein ständiges Engagement als hervorragende Eltern werden deinem Kind helfen, sich angenommen zu fühlen. Das stärkt sein Gefühl von Identität, Zugehörigkeit und Selbstwert. Dein Kind wird wissen, dass es geliebt wird, dass es Fehler machen und große Gefühle empfinden darf und dass es fähig ist, sich weiterzuentwickeln, mitfühlend zu sein und dass es resilient ist.

Erfahre weiter, wie du den sexuellen Missbrauch von Kindern verhindern kannst:

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